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Wie das Lesen- und Schreibenlernen Hirnfunktionen beeinflusst

Gefördert von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung

Hintergrund
Die Lese-Rechtschreibstörung ist eine der häufigsten Entwicklungsstörungen. Bisherige neurophysiologische Studien zeigten veränderte Gehirnaktivitäten beim Lesen in sprachverarbeitenden Gehirnarealen. Um die ätiologie dieser Störung besser verstehen zu können, ist es notwendig, den Prozess des Lesenlernens zu erforschen. Da die Lese-Rechtschreibstörung mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit vererbt wird, ist anzunehmen, dass bereits bei Vorschulkindern mit einem genetischen Risiko im Vergleich zu Vorschulkindern ohne ein solches Risiko veränderte Gehirnfunktionen bei Aufgaben zur Sprachverarbeitung vorhanden sind.

Ziel der Studie
Die vorliegende Längsschnittstudie untersucht die Veränderungen des Gehirns beim Lesenlernen an denselben Kindern von der Vorschule bis zum Ende der 2. Klasse. Des Weiteren werden erste, sehr frühe neurophysiologische Unterschiede zwischen Kindern mit einem genetischen Risiko für eine Lese-Rechtschreibstörung und Kindern ohne ein solches Risiko erforscht.

Durchführung
Kinder mit einem genetischen Risiko für eine Lese-Rechtschreibstörung und Kinder ohne ein solches Risiko werden von der Vorschule an bis Ende der zweiten Klasse mittels einer expliziten Leseaufgabe untersucht.
Dabei sehen die Kinder zunächst ein Wort, hören kurz darauf das gleiche oder ein anderes Wort und sollen dann per Tastendruck entscheiden, ob das gehörte mit dem gesehenen Wort übereinstimmt. Als Kontrollbedingung dient eine zu der Wortbedingung analoge Bildaufgabe. Während der Bearbeitung dieser beider Aufgaben werden ereigniskorrelierte Potentiale aufgezeichnet. Somit können die elektrophysiologischen Korrelate, während die Kinder ein Wort sehen oder ein gehörtes mit einem gesehenen Wort vergleichen, analysiert werden.
Um die Lese- und Rechtschreibentwicklung der Kinder zu erfassen, werden zu vier Untersuchungszeitpunkten Lese- und Rechtschreibtests durchgeführt. Des Weiteren wird mittels Lehrerfragebögen der Einfluss des Unterrichtes auf die Lese- und Rechtschreibleistung der Kinder und auf die damit korrelierenden Gehirnfunktionen untersucht.
Die Untersuchung wird in enger Kooperation mit Prof. Thomé, (Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Sprachwissenschaft des Neuhochdeutschen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt) durchgeführt.

Ergebnisse In einer ersten Auswertung konnte die Annahme bestätigt werden, dass Kinder mit einem genetischen Risiko und einer schwachen Leseleistung bereits sehr früh im Leselernprozess veränderte ereigniskorrelierte Potentiale auf visuell präsentierte Worte zeigen als Kontrollkinder.

Kontakt:
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne
kjp@med.uni-muenchen.de

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