KJP LMU

Prävention depressiver Störungen - Untersuchung von Fragebögen zur Früherkennung depressiver Störungen im Kindes- und Jugendalter

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen werden nach wie vor zu selten erkannt. Deshalb erfolgt häufig keine Behandlung. Ziel dieser Studie ist es, die Früherkennung depressiver Störungen im Kindes- und Jugendalter zu verbessern. Dadurch erhöht sich für betroffene Kinder und Jugendliche die Chance auf eine wirksame Therapie und eine günstigere psychosoziale Entwicklung.

Depressionen führen bereits im Kindes- und Jugendalter zu massiven Beeinträchtigungen in der psychosozialen und schulischen Entwicklung der Heranwachsenden. Bleibt eine adäquate Behandlung aus, besteht ein hohes Risiko für einen rezidivierenden und chronischen Verlauf. Für die Einleitung einer effektiven Behandlung ist das möglichst frühzeitige Erkennen dieser Störung eine wichtige Voraussetzung.

Da sich betroffene Kinder und ihre Familien meist an Haus- und Kinderärzte wenden, kommt ihnen in der Früherkennung depressiver Störungen eine zentrale Rolle zu. ärzte äußern jedoch Unsicherheit im Erkennen psychiatrischer Diagnosen. So ergab eine Studie im pädiatrischen Setting, dass nur 22% der depressiven oder ängstlichen Kinder und Jugendlichen richtig erkannt wurden. Die Diagnosestellung depressiver Störungen ist vor allem bei Kindern erschwert: Bei Schulkindern zeigt sich ein sehr heterogenes Erscheinungsbild depressiver Störungen, bspw. mit begleitenden Symptomen wie unspezifischen Bauch- oder Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Konzentrationsproblemen bis hin zu schulischen Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass im medizinischen Versorgungsalltag wenig Zeit für eine ausführliche Exploration zur Verfügung steht und bei einem Arztbesuch meist nur die im Vorstellungsanlass genannten somatischen Beschwerden thematisiert werden. Psychische Probleme treten demgegenüber in den Hintergrund, obwohl die Prävalenz depressiver Störungen gerade im pädiatrischen Kontext deutlich erhöht ist.

Eine Möglichkeit, die Erkennensrate depressiver Kinder zu verbessern, liegt im Einsatz von sensitiven Screeninginstrumenten. Für die Implementierung im medizinischen Versorgungsalltag ist von Vorteil, wenn die Instrumente möglichst kurz und damit besonders anwenderfreundlich sind. So können die Items von den Kindern in wenigen Minuten in der Wartezeit bearbeitet werden. Durch eine einfache Auswertung liegen dem Arzt die Ergebnisse bereits im Behandlungsgespräch vor und er kann die angegebenen Symptome ausführlicher explorieren. Mit Hilfe von Schwellenwerten ist es möglich, rasch eine Einschätzung vorzunehmen, ob Hinweise auf eine depressive Störung bestehen und ob eine ausführliche psychologische bzw. psychiatrische Diagnostik eingeleitet werden soll.

Um die Früherkennensrate betroffener Kinder und Jugendlicher zu verbessern hat die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München im Rahmen einer Förderung durch die Initiative Gesund.Leben.Bayern des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit ein Screeninginstrument für Kinder (ChilD-S) und eines für Jugendliche (DesTeen) entwickelt. In einer groß angelegten Studie an sechs Münchner Kinderkliniken wurden die beiden Instrumente bei insgesamt 800 9- bis 16-Jährigen eingesetzt und evaluiert. Das Ergebnis dieser Untersuchung war ausgezeichnet: Sowohl ChilD-S als auch DesTeen erwiesen sich als äußerst sensitive und spezifische Kurzfragebögen. Damit können sie einen wesentlichen Beitrag zur Früherkennung depressiver Störungen bei Kindern und Jugendlichen liefern. So können die Chancen auf eine frühzeitige Behandlung deutlich erhöht und schwerwiegende Folgen im schulischen und psychosozialen Bereich vermindert werden.

Veröffentlichungen aus dem Projekt:
K. Pietsch, A.-K. Allgaier, B. Frühe, A. Hoyler, S. Rohde, G. Schulte-Körne; Screening for adolescent depression in paediatric care: Validity of a new brief version of the Center for Epidemiological Studies Depression Scale; Child and Adolescent Mental Health; 2013, 18 (2), 76-81

A.-K. Allgaier, B. Frühe, K. Pietsch, B. Saravo, M. Baethmann, G. Schulte-Körne; Is the Childrens Depression Inventory Short Version a valid screening tool in pediatric care? A comparison to its full-length version ; Journal of Psychosomatic Research; DOI: dx.doi.org/10.1016/j.jpsychores.2012.08.016; 2012, 73, 369-374

A.-K. Allgaier, K. Pietsch, B. Frühe, J. Sigl-Glöckner, G. Schulte-Körne; Screening for depression in adolescents: validity of the Patient Health Questionnaire in pediatric care.; Depression and Anxiety; 2012, 29, 906-913

K. Pietsch, A. Hoyler, B. Frühe, J. Kruse, G. Schulte-Körne, A.-K. Allgaier; Früherkennung von Depressionen in der Pädiatrie: Kriteriumsvalidität des Beck Depressions-Inventar Revison (BDI-II) und des Beck Depressions-Inventar–Fast Screen for Medical Patients (BDI-FS); Psychotherapie - Psychosomatik - Medizinische Psychologie; efirst 21.06.2012; DOI 10.1055/s-0032-1314869; 2012, 62, 418-424

A.-K. Allgaier, K. Pietsch, B. Frühe, E. Prast, J. Sigl-Glöckner, G. Schulte-Körne; Depression in pediatric care: is the WHO-Five Well-Being Index a valid screening instrument for children and adolescents?; General Hospital Psychiatry; 2012, 34, 234-241

B. Frühe, A.-K. Allgaier, K. Pietsch, G. Schulte-Körne; Depressions-Screening bei pädiatrischen Patienten: Ein Vergleich der konkurrenten Validität des Depressionsinventars für Kinder und Jugendliche, des Depressionstests für Kinder und des Childrens Depression Screeners; Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie; 2012, 40 (3), 161-169

B. Frühe, A.-K. Allgaier, K. Pietsch, M. Baethmann, J. Peters, S. Kellnar, A. Heep, S. Burdach, D. v. Schweinitz, G. Schulte-Körne; Children’s Depression Screener (ChilD-S): Development and Validation of a Depression Screening Instrument for Children in Pediatric Care; Child Psychiatry & Human Development; Published Online 17.09.2011; DOI 10.1007/s10578-011-0254-1 ; 2012, 43 (1), 137-151

K. Pietsch, A.-K. Allgaier, B. Frühe, S. Rohde, S. Hosie, M. Heinrich, G. Schulte-Körne; Screening for depression in adolescent paediatric patients: Validity of the new Depression Screener for Teenagers (DesTeen); Journal of Affective Disorders; 2011, 133, 69-75


Interessierte Praktiker können die Screeninginstrumente ChilD-S und DesTeen kostenlos über die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie per Mail an unser Forschungssekretariat (Frau Rupprecht) anfordern: Rita.Rupprecht@med.uni-muenchen.de.

Impressum  |  Datenschutz