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Zur Entwicklung des impliziten orthographischen Fragmentwissens bei lese-rechtschreibgestörten Kindern

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Hintergrund
Schwerpunkt der Ursachenforschung bei Legasthenie war bisher die Suche nach Störungen in der visuellen und auditiven Informationsverarbeitung. Der Lernprozess zum Erwerb von Rechtschreibfähigkeiten und die Störungen dieses Lernprozesses wurden bisher kaum untersucht. Neuere Erklärungsansätze, wie Kinder Rechtschreibung erlernen gehen davon aus, dass bereits vorschulisch durch den Kontakt mit Wortmaterial Wortwissen (Erkennen von orthographischen Regelmäßigkeiten) erworben wird. Mit der Beschulung nimmt diese Fähigkeit in der Regel zu. Ist dieser Prozess gestört, kann dies möglicherweise eine der Ursachen für die Schwierigkeiten der Kinder mit einer Rechtschreibstörung sein.

Ziel der Studie
In zwei Pilotstudien soll die Frage beantwortet werden, ob Kinder mit Rechtschreibschwierigkeiten im impliziten Lernen von orthographischen Fragmenten beeinträchtigt sind, also eine schwächere Leistung aufweisen als Kinder mit guter Rechtschreibung.
Grundlegendes Ziel der Untersuchungen ist ein Beitrag zur elementaren Ursachenforschung der Lese-Rechtschreibstörung auf neurokognitiver Ebene.

Durchführung
In der ersten Studie wurde das implizite Wissen über bestimmte Buchstabenkombinationen, die in der deutschen Schriftsprache häufig oder selten vorkommen, mit einem Computerexperiment untersucht. Dabei wurde die Entwicklung dieses Wissens vom Kindergarten bis zum Ende der ersten Klasse beobachtet. Weiterhin wurde ermittelt, ob sich dabei bereits vorschulisch Unterschiede zwischen Kindern abzeichnen, die am Ende der ersten Klasse stark oder schwach im Rechtschreiben sind.
Die zweite Studie bildet den impliziten Lernprozess von Buchstabenhäufigkeiten in einem Lernexperiment ab (Artificial Grammar Learning). Es wurde die Lernleistung von Schülern aus der dritten und vierten Jahrgangsstufe untersucht, die sich in ihrer Rechtschreibfähigkeit unterscheiden. Des Weiteren wurde die Abhängigkeit der impliziten Lernleistung von der Lesbarkeit der zu lernenden Buchstabenketten betrachtet.

Ergebnisse
In einer ersten Auswertung konnte die Annahme bestätigt werden, dass Kinder mit schwacher Rechtschreibung auch im impliziten Lernen von Wortmaterial in Form von orthographischen Fragmenten verschlechtert sind.
Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in:
Ise, E., Arnoldi, C. J., Bartling, J. & Schulte-Körne, G. (2012). Implicit learning in children with spelling disability: evidence from artificial grammar learning. Journal of Neural Transmission, 119, 999-1010. doi: 10.1007/s00702-012-0830-y


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