KJP LMU

Prävention depressiver Störungen - Aufklärungsbroschüre für Jugendliche

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege

Hintergrund
Depressive Erkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im Jugendalter. Trotz ihrer Häufigkeit und der Verfügbarkeit wirksamer Behandlungsstrategien ist die Versorgungssituation unzureichend: In der Studie "Early Developmental Stages of Psychopathology" des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie waren über zwei Drittel der 14- bis 17-jährigen Patienten mit depressiver Störung unbehandelt.
Ein wesentlicher Grund für die unzureichende Versorgungssituation besteht darin, dass viele Jugendliche nicht im medizinischen Versorgungssystem vorstellig werden. Der Schritt, sich in Behandlung zu begeben, kann durch Wissensdefizite hinsichtlich psychischer Störungen und ängste vor Stigmatisierung erschwert werden. Die Wissensvermittlung bezüglich depressiver Symptome und deren Behandelbarkeit ist somit ein wichtiger Ansatzpunkt, um vorherrschende Behandlungsbarrieren bei Jugendlichen abzubauen. Breiteres depressionsspezifisches Wissen kann darüber hinaus dazu beitragen, Unsicherheiten und Berührungsängste gegenüber betroffenen Jugendlichen zu reduzieren und damit Vorurteile zu entkräften. Auf diese Weise wird der Schritt, Hilfe in Anspruch zu nehmen, für betroffene Jugendliche ebenfalls erleichtert.

Ziele der Studie
Bislang gibt es keine wissenschaftlich überprüften Informationsmaterialien für Jugendliche, die Wissen zu Depression altersentsprechend vermitteln. Die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München hat die Aufklärungsbroschüre "Paul ganz unten. Depression bei Jugendlichen verstehen" entwickelt und evaluiert. Die Broschüre vermittelt Informationen zu Symptomen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten depressiver Störungen im Kindes- und Jugendalter, bezieht aber auch Aspekte der Suizidalität mit ein und Möglichkeiten für Jugendliche, Betroffenen zu helfen. Sie ist an betroffene und nicht betroffene Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren adressiert.

Ergebnisse
Die Aufklärungsbroschüre wurde an über 600 Neuntklässlern aus Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien in München Stadt und Land evaluiert. Schülerinnen und Schüler aller Schulformen konnten von der Broschüre profitieren und ihr Wissen zu Depression signifikant steigern. Dieser Effekt war auch einen Monat später noch nachweisbar. Außerdem wurde die Broschüre von den Schülern sehr gut angenommen und als hilfreich eingeschätzt, um sich mit dem Thema Depression besser auszukennen. Die Aufklärungsbroschüre kann somit einen Beitrag dazu leisten, Hürden auf dem Weg in eine Behandlung abzubauen und Stigmata gegenüber Betroffenen zu verringern.
Da die Broschüre nachgewiesenermaßen wirksam ist in der Wissensvermittlung und eine hohe Akzeptanz in der Zielgruppe besitzt, ist eine Verbreitung in den weiterführenden Schulen Bayerns wünschenswert.

Veröffentlichungen aus dem Projekt:
Y. Schiller, G. Schulte-Körne, R. Eberle-Sejari, B. Maier, A.-K. Allgaier; Increasing knowledge about depression in adolescents: effects of an information booklet; Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology; Doi 10.1007/s00127-013-0706-y; 2013

G. Schulte-Körne, Y. Schiller; Wirksamkeit universeller und selektiver Prävention von Depression im Kindes- und Jugendalter; Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie; 2012, 6, 385-397

A.-K. Allgaier, Y. Schiller, G. Schulte-Körne; Wissens- und Einstellungsänderungen zu Depression im Jugendalter: Entwicklung und Evaluation einer Aufklärungsbroschüre ; Kindheit und Entwicklung; 2011, 20 (4), 247-255

Bestellung der Aufklärungsbroschüre


Die Aufklärungsbroschüre ist kostenlos und kann gegen Rechnung und übernahme der Versandkosten über das Forschungssekretariat der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der LMU angefordert werden.
Bitte schreiben Sie eine E-Mail an: Rita.Rupprecht@med.uni-muenchen.de.

Impressum  |  Datenschutz