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Was Lehrerinnen und Lehrer über psychische Belastungen und Störungen bei Schulkindern wissen sollten

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

Aktuelle Daten
Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen belasten die Betroffenen, die Familie und das soziale Umfeld. 17 % der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren beschreiben sich selbst in wenigstens einem der folgenden Bereiche als auffällig: emotionale Probleme, Hyperaktivitätsprobleme, Verhaltensauffälligkeiten, Probleme mit Gleichaltrigen (vgl. KiGGS Basiserhebung 2006). 27,9 % der Eltern schätzen ihre Kinder in den genannten Bereichen als auffällig ein. Die Prävalenz ist seit der KiGGS-Basiserhebung 2006 unverändert: Bei jedem fünften Kind (20,2 Prozent) zwischen 3 und 17 Jahren können Hinweise auf psychische Störungen festgestellt werden (vgl. KiGGS 1.Welle 2012).
Um diesen Herausforderungen besser gerecht zu werden, müssen Lehrkräfte bewusster und reflektierter mit der Heterogenität des Lernens und den Entwicklungs- und Sozialisationsbedingungen umgehen lernen (Schulte-Körne 2016).
Damit dies gelingen kann, müssen Lehrkräfte fähig sein, die vielschichtige Wissensbasis ihres Berufes flexibel zu nutzen, situativ zu verdichten und durch Reflexion der Erfahrungen kontinuierlich zu erweitern, um besondere Bedarfe Lernender zu erkennen und entsprechende pädagogische Präventions-, Unterstützungs- und Entlastungsmaßnahmen zu ergreifen.

Vorgehen
Lehrkräfte sollen Wissen über Entstehung, Ursache, Symptome Diagnostik, schulische Förderung, Umgang mit Krisen und Inklusion, Beratung zu psychischen Belastungen und Störungen bei Schulkindern erwerben und an Fallbeispielen üben dieses Wissen anzuwenden. Die für den inklusiven Unterricht notwendige diagnostische Kompetenz soll angebahnt und gefestigt werden.
Dazu werden im Rahmen des Projektes e-Learning-Module entwickelt, die einerseits auf die Wissensvermittlung und andererseits über Fallvignetten basierend auf einer spezifischen, möglichst häufig schulischen Herausforderung zu den einzelnen Störungsbereichen auf die Anwendung des Wissens und Reflektion abzielen. Die Auswahl der Störungsbilder und psychischen Belastungen orientiert sich erstens an ihrer Häufigkeit und zweitens an ihrer Relevanz für die Inklusion in der Schule. Die Fallvignetten sind mit klar definierten Lernzielen, Lerninhalten Lösungszielen und -wegen versehen.
Die Evaluation des Wissens soll mit Standardformen der webbasierten Anwendung erfolgen, das Anwendungswissens anhand von Fallbeispielen mit Entscheidungslogarithmen und qualitativer und quantitativer Beurteilung von Entscheidungen und Empfehlungen.

Begleitende Forschung
Um die Orientierung an den Nutzern nicht zu vernachlässigen wird eine umfangreiche nutzerseitige Zielgruppen-, Bedarfs- und Anforderungsanalyse durchgeführt, die die Implementierung der e-Learning-Module begleiten wird.
Mit der Implementierung des e-Learning-Modul Prototyps Legasthenie soll auch untersucht werden inwieweit das Geben von Feedback auf eine ausgewählte Handlungsoption die Diagnosekompetenz (ressourcenorientierter Blick) gefördert sowie die Fehlervermeidung (defizitär orientierten Blick) von Lehrkräften vermieden werden kann (entwicklungsförderliche versus entwicklungshemmende Verhaltensweisen).
Weitere Fragestellungen, die ebenfalls im Rahmen des Prototyps interessieren:


Ergebnisse
Vorläufige Studienergebnisse aus der Zielgruppen-, Bedarfs- und Anforderungsanalyse folgen ab Ende September 2016

Literatur
G. Schulte-Körne (2016). Mental health problems in a school setting in children and adolescents.
Deutsches Ärzteblatt international, 113, 183-190
- Artikel online
- Schlußwort zum Artikel

Kontakt
Bei Fragen oder Interesse an dem Projekt wenden Sie sich bitte an
Dr. Stephanie Berner
wissenschaftliche Mitarbeiterin
Stephanie.Berner@med.uni-muenchen.de
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