KJP LMU

Sprachentwicklung und deren Vorhersagbarkeit





Ziel der Studie

Unser Ziel bei der oben genannten Studie ist es, in Zukunft Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen (in Deutschland immerhin 7 %) möglichst frühzeitig helfen zu können. Dies ist vor allem deshalb wichtig, um gravierende Folgeprobleme, die sich bei den betroffenen Kindern z. B. später im schulischen Bereich zeigen, zu verhindern.

Wir wissen bereits, dass Kinder im Alter von zwei Jahren ganz unterschiedliche sprachliche Fähigkeiten aufweisen können: Manche Kinder fangen schon sehr früh an zu sprechen, während andere im Alter von zwei Jahren noch keine oder wenige Zwei- oder Mehrwortverbindungen produzieren. Viele der wenig sprechenden Kinder im Alter von zwei Jahren holen im Laufe eines Jahres alle Rückstände vollständig auf. Es gibt allerdings auch Kinder, die später Sprachentwicklungsauffälligkeiten zeigen und eine frühzeitige Förderung benötigen.

In unserer Studie möchten wir zum einen herausfinden, welche diagnostischen Möglichkeiten besonders geeignet sind, um bei zweijährigen Kindern den Stand der Sprachentwicklung festzustellen. Zum anderen interessiert uns, wie sich Kinder mit ganz unterschiedlichen sprachlichen Leistungen im weiteren Verlauf entwickeln und ob es Merkmale im Alter von zwei Jahren gibt, die die Entwicklung vorhersagen können. Wenn man dies genauer weiß, wäre es möglich, schon sehr früh zu entscheiden, bei welchen wenig sprechenden Kindern unbedenklich abgewartet werden kann und bei welchen Förderung unerlässlich ist. Dafür müssen wir viele zweijährige Kinder untersuchen und über einen längeren Zeitraum hinweg beobachten, damit zukünftig frühzeitig die richtigen Entscheidungen für ein Kind getroffen werden können.

Seitenanfang Seitenende


Auswahlverfahren

Um diese Ziele zu erreichen, hatten wir auf Grundlage der Geburtsanzeigen in der Süddeutschen Zeitung Eltern zweijähriger Kinder angeschrieben und sie gebeten, den Fragebogen ELRFA-2 für ihr Kind auszufüllen. Zufällig hatten wir danach Kinder ausgewählt, die laut dem Fragebogen schon sehr viel gesprochen hatten und solche, bei denen die sprachliche Entwicklung scheinbar noch etwas zögerlich verlief. Diese Kinder haben wir im Abstand von 1-2 Jahren mehrfach eingeladen, um ausführlichere Untersuchungen zum sprachlichen und allgemeinen Entwicklungsstand durchzuführen. Im Frühjahr 2008 ist die Nachuntersuchung im Alter von 5;10 Jahren abgeschlossen. Um beurteilen zu können, wie gut den Kindern der Schulstart gelungen ist, werden wir sie am Ende der zweiten Klasse erneut bitten, zu uns zur Untersuchung zu kommen.


Inhalt der Untersuchungen

Testpsychologische Untersuchungen

Im Rahmen der Untersuchungstermine in unserer Abteilung, werden die Kinder zunächst testpsychologisch untersucht. Ziel ist dabei die Beurteilung des sprachlichen wie auch des allgemeinen Entwicklungsstandes. Dabei kommen verschiedene Sprach- und Entwicklungstests zur Anwendung. Die „AufgabenCharlotte, 2 Jahre“ dieser Tests sind dabei sehr spielerisch und beinhalten für Kinder attraktive und interessante Spielzeuge und Bilder, so dass die Kinder meist viel Spaß an den Untersuchungen haben. Bei der Durchführung nehmen wir selbstverständlich Rücksicht auf die Vorlieben und das Durchhaltevermögen unserer kleinen Studienteilnehmer. Und natürlich erhält auch jedes Kind eine kleine Belohnung für die Mitarbeit an unseren Untersuchungen. Manchmal ist es sinnvoll und notwendig, diese Tests auf zwei Zeitpunkte zu verteilen, um zu verlässlichen und aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen. Neben Fragebögen zur bisherigen Entwicklung werden zur Abklärung von Verhaltens- und Temperamentsbesonderheiten weitere Elternfragebögen verwendet.

Neurophysiologische Untersuchungen

Verzögerungen der Sprachentwicklung sind neben anderen Faktoren vermutlich auch auf eine Störung in der zentralen Verarbeitung und Speicherung von Höreindrücken im Gehirn zurückzuführen. Ziel der hier durchgeführten Studie ist es, herauszufinden, ob es bei dieser Verarbeitung Besonderheiten gibt, die einen weiteren unauffälligen bzw. auffälligen Verlauf bei Emilia, 2 Jahrevorhersagen. Aus diesem Grund leiten wir ein EEG (Elektroenzephalogramm) ab. Das EEG ist ein erprobtes und oft eingesetztes sowie völlig ungefährliches und unbelastendes Verfahren, bei dem die im Gehirn entstehende aufgezeichnet wird. Während der Untersuchung wird die Verarbeitung von lautlichen Informationen aufgezeichnet und ausgewertet. Dafür werden empfindliche Sensoren (Elektroden) in einer Kappe auf dem Kopf des Kindes platziert und es werden ihm Töne vorgespielt, während es selber an einem Tisch spielen bzw. einen Videofilm ohne Ton sehen kann. Nach unseren bisherigen Erfahrungen bei der Ableitung von EEGs ist dies bei den meisten Kindern sehr gut möglich.

Fabian, 2 JahreDie teilnehmenden Eltern erhalten nach der Untersuchung eine zuverlässige Einschätzung des sprachlichen und allgemeinen Entwicklungsstandes ihres Kindes. über die Ergebnisse werden sie in einem abschließenden Gespräch informiert. Sie erhalten außerdem eine schriftliche Zusammenfassung. Sollte dies sinnvoll erscheinen, klären wir die Eltern eingehend über Fördermöglichkeiten auf und vermitteln sie gegebenenfalls an kooperierende Einrichtungen weiter.

Die Teilnehmer der Studie tragen in entscheidendem Maße dazu bei, in der Zukunft Kindern mit Sprachentwicklungsauffälligkeiten und deren Eltern schneller und effizienter zu helfen. Die Beteiligung und Mithilfe vieler Familien ist notwendig, um die Betreuung von sprachauffälligen Kindern zu verbessern und möglichst früh geeignete Fördermöglichkeiten für Kinder, die diese auch tatsächlich brauchen, anzubieten.

Seitenanfang


Datenschutz

Nur die Mitarbeiter unseres Institutes haben im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften Zugang zu den vertraulichen Daten, in denen die Kinder namentlich genannt werden. Diese Personen unterliegen der Schweigepflicht und sind zur Beachtung des Datenschutzes verpflichtet. Die Weitergabe der Daten und die Veröffentlichungen der Ergebnisse der Studie erfolgt ausschließlich zu statistischen und wissenschaftlichen Zwecken. Darin wird kein Teilnehmer namentlich erwähnt.

Die Teilnahme an der Studie ist völlig freiwillig. Teilnehmende Eltern und deren Kinder können jederzeit und ohne Angabe von Gründen aus der Studie ausscheiden.


Kontakt

Wenn Sie Fragen und Anmerkungen zu unserer Studie haben, können Sie uns gerne persönlich kontaktieren:

Email: Nicola.Großheinrich@med.uni-muenchen.de
Telefon: 089 5160-5914
Fax: 089 5160-5902
Anschrift:
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Pettenkoferstr. 8a
80336 München

Impressum  |  Datenschutz