KJP LMU

Münchner kinder- und jugendpsychiatrische Kolloquien 2009



State-of-the-Art Symposium

Psychotherapie in der Adoleszenz


Tagungsort: Hörsaal des Physiologischen Instituts,
Pettenkoferstr. 12-14, 80336 München

Zeit: 14.10.2009 14:00 bis 18:00 Uhr

Tagungssekretariat:
Frau M. Burghardt-Sandoz
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Pettenkoferstr. 8a, D-80336 München
Tel. (089) 5160 5901
Fax. (089) 5160 5902

Teilnehmergebühr: 40,00 €
Die Veranstaltung wurde von der Bayerischen ärztekammer mit 4 CME-Punkten zertifiziert.



Programm


14:00 - 14:50 Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Lehmkuhl, Köln
"Leitlinienorientierte Psychotherapie im Jugendalter: Indikatoren und Wirkfaktoren"

Untersuchungen zur selektiven Wirksamkeit verschiedener Interventionstechniken bei unterschiedlichen Störungsbildern führten bislang zu heterogenen Ergebnissen. Die vorliegenden empirischen Studienergebnisse und Metaanalysen erlauben jedoch die Ableitung grundlegender Prinzipien des Behandlungsvorgehens bei bestimmten Störungsbildern. übereinstimmend wird auf die Bedeutung eines differenzierten individuellen Behandlungsplanes hingewiesen, der störungsspezifisch und multimodal, d.h. schulenübergreifend und integrierend zusammengesetzt sein sollte. Nach Kazdin variieren die eingesetzten Techniken innerhalb und zwischen alternativen Konzepten, je nach dem, wer in die Therapie kommt (Kind, Eltern, Familie), dem therapeutischen Fokus (Affekte, kognitives Verhalten) und dem Rahmen (Praxis, Klinik, Schule, Zuhause), indem die Psychotherapie stattfindet. Die in den Leitlinien empfohlene Hierarchie der Behandlungsentscheidung und -beratung unterscheidet zwischen einem grundsätzlichen Vorgehen, Hinweisen zur Wahl des Behandlungssettings, spezifischen und therapeutischen Interventionen sowie Besonderheiten bei Komorbidität. Darüberhinaus sind spezielle Aspekte bei ambulanten, teilstationärem und stationärem Vorgehen zu berücksichtigen. Ausgangspunkt für diese Entscheidungen sollte eine störungsspezifische Diagnostik sein.

14:50 - 15:40 Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Inge Seiffge-Krenke, Mainz
"Noch lange nicht erwachsen: Aktuelle Probleme und Herausforderungen in der Jugendlichentherapie"

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit aktuellen Problemen in der Jugendlichentherapie auf der Folie gesamtgesellschaftlicher Veränderungen und weitgehender Umstrukturierungen in den Erziehungsprinzipien. In den letzten beiden Jahrzehnten haben sich gravierende gesamtgesellschaftliche Veränderungen (wie zunehmende Armut, familienstrukturelle Veränderungen und kulturelle Diversität) vollzogen. Hinzu kommen prinzipiell positive Veränderungen in der Familienentwicklung und -dynamik sowie den Erziehungsprinzipien, die mit einer Abnahme von Regeln und Strukturierung einhergehen. Aber auch die Lebensphasen generell sind in Bewegung gekommen und haben dazu geführt, das sich die Kindheit verkürzt, das Jugendalter verlängert und die Entwicklungspfade zum Erwachsenwerden sich in Deutschland auf bemerkenswerte Weise verändert haben. Die neu entstandene Entwicklungsphase, die zwischen Jugendalter und Erwachsenenalter steht, das so genannte "emerging adulthood", die Periode zwischen 18 und 25 Jahren, zeigt, das wir es keineswegs mit einer "pathologisch prolongierten Adoleszenz", sondern mit einer normativen Entwicklung für die meisten jungen Leute zu tun haben, die auch Konsequenzen für die Elternschaft und die therapeutische Arbeit mit Jugendlichen und ihren Eltern haben. Schwierigkeiten im Einhalten des Rahmens, Einschränkungen in der Mentalisierung und Symbolisierung, typische Abwehr und Widerstandsformationen werden dargestellt, und es wird deutlich, das der Strukturaufbau, insbesondere die Selbst- und Objektdifferenzierung und die Fähigkeit zur Emotionalregulierung nicht nur in der Arbeit mit Jugendlichen, sondern vielfach auch in der Arbeit mit ihren Eltern notwendig sind.

15:40 - 16:10 Pause

16:10 - 17:00 Dr. Margarete Bolten, Basel
"Behandlung von Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen"

Angststörungen im Kindes- und Jugendalter sind von großer gesundheitspolitischer Bedeutung, da sie zu den häufigsten psychischen Störungen gehören, über den Verlauf stabil sind und einen bedeutenden Risikofaktor für die Entwicklung weiterer psychischer Störungen im Jugend- und Erwachsenenalter darstellen. Bezüglich des Erstauftretensalters psychischer Störungen liefert die Studie von Kessler und Mitarbeitern (2005) interessante Daten. Bei Angststörungen liegt der Median des Erstauftretensalters bei 11 Jahren. Diese Hinweise und die Tatsache, dass Kinder mit Angststörungen oft einen hohen Leidensdruck haben und ihr Alltag beeinträchtigt ist, verweist auf den dringenden Handlungsbedarf, die Erkennung von Angststörungen zukünftig zu verbessern, damit Betroffene frühzeitig eine adäquate Behandlung bekommen. Aus der Psychotherapieforschung bei Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen zeigt sich, dass bisher nur für die kognitiv-verhaltenstherapeutische Psychotherapie ein empirischer Nachweis für die Wirksamkeit erbracht werden konnte (In-Albon & Schneider, 2007). übersichtsarbeiten zeigen, dass ca. 70-80% der Kinder nach einer kognitiven Verhaltentherapie keine Angststörung mehr aufweisen. Die Stabilität der erreichten Erfolge konnte für mehrere Jahre nachgewiesen werden. Des Weiteren zeigt sich beim Vergleich von individueller- vs. Gruppentherapie und bei kind- vs. familienzentrierter Therapie vergleichbare Wirksamkeiten. Aus zwei aktuellen Therapiestudien für Kinder mit einer Störung mit Trennungsangst (TA) werden erste Ergebnisse berichtet. In der ersten Studie wurden Kinder mit TA zwischen 5 und 7 Jahren randomisiert einem manualisierten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Eltern-Kind-Programm (TrennungsAngstprogramm Für Familien, TAFF) oder einer Warteliste zugeordnet. In der zweiten Studie wurden Kinder mit TA zwischen 8 und 13 Jahren randomisiert dem familienzentrierten TAFF Manual oder einem etablierten, kindzentrierten Manual (Coping Cat) zugewiesen. Dabei wird untersucht, ob die erfolgreiche Behandlung der Störung mit Trennungsangst den Einbezug der Eltern in die Therapie benötigt.

17:00 - 17:50 Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Petra Warschburger, Potsdam
"Therapie der Adipositas im Kindes- und Jugendalter"

übergewicht und Adipositas sind in unserer modernen, industrialisierten Welt sehr weit verbreitet. Dies betrifft vor allem auch unsere Kinder und Jugendlichen. Nach einer aktuellen deutschlandweiten epidemiologischen Studie sind 15% der Kinder und Jugendlichen übergewichtig; insgesamt sind 6,3% sogar adipös (Kurth & Schaffrath-Rosario, 2007). Die Ursachen für die Entstehung von übergewicht und Adipositas lassen sich nur mulitfaktoriell erklären und entsprechende Modelle beziehen genetische Faktoren, die Ernährungssituation, die körperliche (In-) Aktivität sowie auch psychologische Faktoren mit ein. Die Therapie der Adipositas muss - entsprechend diesem mulitfaktoriellen Entstehungs- und Aufrechterhaltungsmodell - auf verschiedenen Säulen ruhen: Maßnahmen zur Steigerung der körperlichen Aktivität bzw. Abbau der Inaktivität, Diät bzw. Ernährungsumstellung sowie -i.d. R. verhaltenstherapeutische - Maßnahmen, die generelle auf eine Veränderung des Lebensstils fokussieren. Hierzu soll anhand eines konkreten Trainingsprogramms beispielhaft die Elemente solcher Schulungsprogramme dargestellt werden. Gerade im Kindes- und Jugendalter spielen die Eltern eine zentrale Rolle und Möglichkeiten des Elterneinbezugs werden diskutiert. Mittlerweile liegen die Ergebnisse von zahlreichen Studien vor, die die Wirksamkeit solcher mulitmodalen Interventionsprogramme unterstützen.
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