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Welche Therapie der Legasthenie hilft, welche nicht?

Es gibt über zwanzig verschiedene methodische Ansätze, Kinder mit einer Legasthenie zu fördern. Jedoch wurde bisher nicht untersucht, welche Behandlung wirksam und zu empfehlen ist. Die Forschungsgruppe um Prof. Schulte-Körne hat alle verfügbaren Förder-Studien, welche die Wirksamkeit mittels eines randomisiert-kontrollierten Studiendesign untersucht haben, ausgewertet.


Legasthenie ist mit 5-7% eine der häufigsten Lernstörungen, an der nicht nur Kinder und Jugendliche sondern auch Erwachsene leiden. Oft wird die Legasthenie erst spät erkannt, die Kinder und ihre Familien sind meist auf sich allein gestellt, da sich niemand für die außerschulische Förderung zuständig fühlt. „Bis zu 40% der Kinder mit einer Legasthenie haben psychische Probleme, oft als Folgen der Diskriminierung durch Aussagen wie: Du bist zu dumm und zu faul! Du musst dich halt nur mehr anstrengen! Für das Gymnasium bist du nicht geeignet!“ sagt Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Eine frühe Förderung und Therapie unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen eines Kindes ist daher dringend notwendig. Diese findet in den Schulen aufgrund fehlender Ressourcen und mangelnder Ausbildung der Lehrkräfte nur unzureichend statt. Bei einer ausgeprägten Legasthenie reicht die schulische Förderung nicht aus.

Es gibt über zwanzig verschiedene methodische Ansätze, Kinder mit einer Legasthenie zu fördern. Jedoch wurde bisher nicht untersucht, welche Behandlung wirksam und zu empfehlen ist. Die Forschungsgruppe um Prof. Schulte-Körne hat alle verfügbaren Förder-Studien, welche die Wirksamkeit mittels eines randomisiert-kontrollierten Studiendesign untersucht haben, ausgewertet. Das Ergebnis erscheint heute in PlosOne.

„Nur sehr wenige Methoden helfen den Kindern, vor allem sehr basale Prozesse der Laut-Buchstaben-Zuordnung und umgekehrt müssen systematisch geübt werden“, berichtet Katharina Galuschka, die die Metaanalyse durchgeführt hat. Diese Methode sollte durch das Training der Wortleseflüssigkeit basierend auf einer Silbendurchgliederung begleitet werden. Eine längere Förderung ist wirksamer als eine Kurzzeitintervention. Viele populäre Methoden, die an der Veränderung der Augenbewegungen und Verbesserung des Hörens ansetzen, sind nicht wirksam.
Eine Behandlung mit leistungssteigernden Medikamenten oder die Nutzung farbiger Brillengläser (Irlen Linsen) konnten die Leseleistungen ebenfalls nicht steigern.

Diese erste publizierte Metaanalyse dieser Art ist die Grundlage für die dringend notwendigen Behandlungs- und Förderempfehlungen. In Deutschland wird in Kürze eine S3-Behandlungsleitlinie erscheinen, die von der Münchener Forschungsgruppe koordiniert wird. Die Arbeit kann in vollständiger Länge unter folgendem Link eingesehen werden:
dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0089900.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne
Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität München
Nußbaumstr. 5a
80997 München

Tel. –49 89 51605900
Fax.—49 89 51605902

Katharina Galuschka, M.A. (Päd.)
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Klinikum der Universität München
Waltherstraße 23
80337 München
Tel. –49 89/5160-5907

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