Forschungsverbund „Genetik der Legasthenie“ erhält Auszeichnung
In Anerkennung ihrer klinisch molekulargenetischen Untersuchungen im Bereich der Legasthenie wurde der Hermann Emminghaus-Preis in diesem Jahr an Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne, Prof. Dr. Markus Nöthen und Prof. Dr. Bertram Müller-Myhsok verliehen.
In Vertretung für den Forschungsverbund nahm Professor Schulte-Körne (links im Bild) den Preis vom Kuratoriumsvorsitzenden Prof. Dr. Dr. Martin H. Schmidt am 4. März 2009 im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des XXXI. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) in Hamburg entgegen. Der von der Firma Lilly Deutschland GmbH mit 5.500 Euro dotierte Preis wurde damit zum zwölften Mal zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie verliehen.
Die Legasthenie – eine erhebliche Beeinträchtigung des Lesen- und Schreibenlernens
– ist die häufigste Schulleistungsstörung, die mit beträchtlichen psychischen
Problemen einhergeht und eine hohe Persistenz bis ins Erwachsenenalter
aufweist. Mindestens fünf Prozent der Schüler und Schülerinnen sind von der
Legasthenie betroffen. Ihre Ursachen sind sowohl in einer genetischen Disposition
als auch in Umwelteinflüssen zu suchen. Studien bestätigen einen Erblichkeitsanteil
von 60 Prozent. Damit ist für das Geschwister eines betroffenen
Kindes das Risiko für Legasthenie auf das Dreieinhalbfache erhöht. Als mögliche
Umwelteinflüsse gelten die Spracherziehung und auch Unterrichtsmethoden
beim Lesen- und Schreibenlernen.
Ziel der klinisch-molekulargenetischen Untersuchungen des Forschungsverbundes
ist die Identifizierung von genetischen Auffälligkeiten, die mit der Legasthenie
in Zusammenhang stehen. Bisher sind entsprechende Gen-Orte auf vier Chromosomen
gesichert. Professor Schulte-Körne gelang es mit seiner Arbeitsgruppe
sogar, die funktionelle Bedeutung eines bestimmten Gens für die Sprach- bzw.
Schriftsprachentwicklung zu belegen. Fernziel der Bemühungen ist die Etablierung
von Programmen zur Frühintervention.
Derzeit werden die Arbeiten des Forschungsverbundes in einer europaweiten
multizentrischen Studie weitergeführt. Im Rahmen dieser EU-finanzierten Studie
untersuchen 15 Arbeitsgruppen in neun Ländern das Zusammenwirken von Erb- und Umwelteinflüssen bei der Entstehung der
Legasthenie. Identifizierte Gene und das Verständnis für ihre
Wirkungsmechanismen können nämlich helfen, Kinder mit erhöhtem Risiko für
Legasthenie bereits im Vorschulalter besser zu erkennen und ihre Entwicklungsbedingungen
so zu gestalten, dass der Manifestation der Legasthenie und ihrer
Folgestörungen vorgebeugt wird.
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Weitere Informationen: Hermann Emminghaus-Preis